Auf Basis des mittelalterlichen Burgherrendenkens
(Eine weitere Ausarbeitungsidee des Initiators der Therapie-Festivals)
Willkommen im 21. Jahrhundert, wo wir glauben, die Vergangenheit hinter uns gelassen zu haben – dabei tragen wir sie wie eine zweite Haut, kaum sichtbar, aber stets spürbar. Eines dieser unsichtbaren Vermächtnisse ist das Burgherrendenken: ein zutiefst mittelalterliches Weltbild, das bis heute überlebt hat – modern verpackt, digital aufgerüstet, aber im Kern unverändert.
Damals, im Mittelalter, hieß es:
„Wenn Ihr mir, meine lieben Untertanen, genug Ernte einbringt, dann kann ich Euch davon etwas abgeben – wofür Ihr mir durchlaucht meine Hand küssen dürft.“
Heute nennen wir das Wirtschaftsleistung, Rendite, Produktivität oder Performance. Und die Hand, die geküsst wird, ist nicht mehr die des Grafen, sondern die der Mächtigen in Anzug und Turnschuhen. Aus dem feudalen “Dankbarkeitssystem” ist ein subtiler Mechanismus psychologischer Abhängigkeit geworden.
Hier beginnt das Elon-Musk-Syndrom*: Ein Phänomen, das sich ausbreitet wie ein gut vermarkteter Mythos. Es basiert auf dem schön verpackten Prinzip:
“Lasst uns die Natur und die Gesellschaft ausplündern – und mit dem Gewinn bzw. dem Profit der Natur und der Gesellschaft etwas Gutes tun.”
Was einst das Zehntensystem war, ist heute die Spende eines Milliardärs. Was früher das Kirchendach war, ist heute der Solarpark auf dem Konzerndach. Der moderne Burgherr gibt ein wenig zurück, aber nur, nachdem er das System maximal für sich ausgebeutet hat – und er erwartet dafür mediale Huldigungen sowie beinahe schon totalitäre Dankbarkeit.
Psychologische Ursachen
Das Elon-Musk-Syndrom* ist kein individuelles Problem, sondern das Ergebnis eines kollektiven psychologischen Musters:
- Kompensationsdenken: Wer sich innerlich leer oder getrennt fühlt**, füllt diese Lücke mit übermäßigem Streben nach Macht, Reichtum oder Einfluss***. Die “Güte” am Ende dient der eigenen Erlösung, nicht der echten Verbundenheit mit anderen.****
- Kontrollbedürfnis: Wie einst der Burgherr will auch der moderne Mächtige Kontrolle behalten. Wer gibt, bestimmt die Bedingungen. Das Spenden ersetzt strukturelle Gerechtigkeit durch willkürliche Großzügigkeit.
- Narzißmussystemische Verformung: Unsere Gesellschaft belohnt die Lauten, die Glänzenden, die Sieger. Diese permanente Selbstinszenierung erzeugt einen übersteigerten Selbstwert auf der einen und ein kollektives Gefühl der Unzulänglichkeit auf der anderen Seite.
Psychologische Folgen für den Einzelnen
- Gefühl der Abhängigkeit: Wer auf Gaben angewiesen ist, statt auf gerechte Teilhabe, verliert das Vertrauen in sich selbst und die Gesellschaft.
- Selbstwertverlust: In einer Welt, in der Macht als Güte verkauft wird, fühlt sich der “Normale” wertlos.
- Erlernte Hilflosigkeit: Die permanente Übermacht von Burgherren erzeugt das Gefühl, selbst nichts verändern zu können.
Folgen für die Gesellschaft
- Spaltung: Die Kluft zwischen Gebenden und Empfangenden wird ideologisch zementiert.
- Zynismus: Echte Solidarität wird durch PR-Aktionen ersetzt. Vertrauen schwindet.
- Systemische Ohnmacht: Gesellschaftliche Probleme werden nicht gelöst, sondern übertönt.
Fazit: Eine alte Burg mit neuen Mauern
Das Burgherrendenken lebt weiter – in neuen Kostümen, mit anderem Vokabular, aber der gleichen DNA: Macht durch Besitz, Legitimation durch Almosen, Loyalität durch Abhängigkeit.
Das Elon-Musk-Syndrom* ist der Spiegel unserer Zeit: eine Mischung aus technokratischem Fortschrittsglauben und psychologisch tief verankertem Feudaldenken. Solange wir dies nicht erkennen, werden wir weiter auf der inneren Burgmauer stehen und die “Dankbaren” bewundern, während die eigentliche Gerechtigkeit vor dem Burgtor erfriert.
Spruchtafel (Vorschlag):
“Der moderne Burgherr nennt es Philanthropie, wenn er einen Krümel zurückgibt vom Kuchen, den er uns allen weggenommen hat.”
Oder:
“Das Burgherrendenken lebt! Nur dass die Burg jetzt ‘Start-up’, der Zehnt ‘KPI’ und der Gottesdienst ‘TED-Talk’ heißt.”
*) Das Elon-Musk-Syndrom ist nicht wissenschaftlich bewiesen.
**) An dieser Stelle möchte der Initiator der Therapie-Festivals auf die von ihm ausgearbeitete Problematik der „gesellschaftlichen Entwicklungstraumatisierung“ aufmerksam machen und somit auch auf die entsprechende Webseite innerhalb dieser Webpräsenz.
***) Wodurch unter anderem auch > DER KAPITALISMUS < entsteht – nicht als Ursache, sondern als Symptom. Ein Symptom des kollektiven Auslebens vielfältiger psychischer Störungen und der Massenflucht vieler Menschen vor sich selbst. 🙁
DER KAPITALISMUS ist also kein Anfang, sondern ein Spiegel unserer inneren Zerissenheit und des Rückzugs in äußere Ablenkungen.
****) Wodurch u. a. die paritätische Wohlfahrtswirtschaft gedeiht: ein clever getarntes System, dass aus sich selbst und seinen Zwängen heraus entsteht, hilfesuchende Menschen nicht wirklich unterstützt, sondern sie wirtschaftlich „verwertet“ — als wären sie bloße Ressourcen im großen Profitspiel. Ein Sozialapparat, der Fürsorge vorgaukelt, während er in Wahrheit Seelen und Schicksale in bürokratische Maschinerie presst. 🙁